BNN, Donnerstag 14.01.2021: Lichtblick am Seibelseckle

Skirennläufer der Rheinbrüder und aus Nordbaden trainieren am Haushang und hoffen auf späte Saison.

Karlsruhe. Viel mehr als ein schwaches Licht am Ende des Tunnels ist es nicht, dass der Bereich Leistungssport des Skiverbandes Schwarzwald Nord (SVS-N) in diesem Corona-Winter seit Wochenbeginn sehen kann. Aber einen Schimmer Hoffnung für die rund 30 leistungssportlich orientierten Skiläufer der Region verbreiten die Scheinwerfer am Seibelseckle schon, wo die besten Talente seit Montag mit Sondergenehmigung trainieren dürfen. Nicolina Kohn von den Karlsruher Rheinbrüdern genoss die Schwünge in vollen Zügen. „Es hat viel Spaß gemacht. Endlich wieder einen Lauf zu fahren, war schon cool“, bekannte die 14-Jährige begeistert.
„Das alles ist weit weg vom Optimum, aber viel besser als nichts“, sagt Marcel Knoch. Der Skilehrer ist Sportwart des nordbadischen Verbands und Abteilungsleiter bei den Rheinbrüdern, der ersten Adresse für Rennsport in der Region. Die Wintersport-Sparte des Vereins zählt 120 Mitglieder, knapp die Hälfte davon nimmt mehr oder weniger ambitioniert an Rennen teil. In dieser Saison wird sich nach Einschätzung von Knoch so schnell aber nichts tun. „Doch die Hoffnung gibt man nie auf. Vielleicht können wir Ende März ja noch ein paar Wettkämpfe bestreiten“, sagt der Karlsruher. „Eigentlich hätten Anfang Januar die ersten Rennen stattfinden sollen“, berichtet Dominik Metzger. Der 20-Jährige aus Oberderdingen war 2018 Dritter in der Gesamtwertung des Deutschland-Pokals, hat seine Karriere aber wegen des Studiums beendet. Der Rheinbruder bringt stattdessen dem Nachwuchs der Altersklassen U14 und U16 die richtige Technik im Stangenwald bei. Es sei „Potenzial da“ in Nordbaden, aber die Bedingungen im Vergleich zu Bayern seien deutlich erschwert, weiß Metzger.
War es 2020 fehlender Schnee, der Probleme bereitete, mussten sich in diesem Winter Leistungs- wie Freizeitsportler mit Online-Skigymnastik fit halten. Kader-Carver wie Nicolina Kohn durften im Dezember in Bernau aber auf die Piste. „Zweieinhalb Stunden hin, drei Stunden Training, zweieinhalb Stunden zurück“, sagt Metzger. Mehr denn je sind Eltern gefordert, da Fahrgemeinschaften verboten sind. Der Aufwand ist groß.
Die Zahl der Aktiven könnte durch Corona weiter sinken. „Unsere Talentsuche fällt quasi aus“, sagt Knoch: „Wenn es so weitergeht, werden wir erhebliche Nachwuchsprobleme bekommen.“ Auch, weil der Verband derzeit keine Skilehrer ausbilden kann. „Für unsere Clubs ist das ein Problem. Wir haben viele ältere Mitglieder und sind auf Skilehrer-Nachwuchs angewiesen. Die Ausbildung fällt nun ebenso weg wie die Freizeiten zur Finanzierung der Vereinsarbeit“, sagt Geschäftsführerin Beate Baumann vom Verband Nordschwarzwald, der den Leistungssport bezuschusst.
Von vielen Skifahrern beneidet werden dürfte Finn Klocke. Der 16 Jahre alte Rheinbruder aus Ostwestfalen besucht das Ski-Gymnasium in Oberstdorf, kann fast normal trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Zuletzt wurde das Talent bei einem FIS-Rennen Elfter. Reinhard Sogl
Die Karlsruher Rheinbrüder sind über die Region hinaus nicht nur bekannt für ihre erfolgreichen Kanuten, sondern auch für ihre alpinen Skisportler.
Die Abteilung hat 120 Mitglieder, knapp die Hälfte davon nimmt aktiv an regionalen, nationalen und internationalen Rennen teil. Bekannteste Rheinschwester war Katja Seizinger, die 36 Weltcupsiege holte. Auch Tobias Barnerssoi, der WM-Zehnte 1991, und die nach einer schweren Verletzung inzwischen vom Leistungssport zurückgetretene Skicross-Olympiakandidatin Nina Kloe starteten für die Rheinbrüder. sog
Freie Fahrt: Die Rennläufer-Talente der Region Nordschwarzwald dürfen seit Montag auf dem Hang am Seibelseckle trainieren. Reinhard Sogl, Foto: Rheinbrüder Karlsruhe