Europameistertitel krönt Cathrin Dürrs Saison

Cathrin Dürr_EMDie vierfache Deutsche Meisterin im Canadier-Einer, Cathrin Dürr, erlebt in diesem Jahr ihre mit Abstand erfolgreichste Saison und muss diese aus gesundheitlichen Gründen nun früher als geplant beenden. Eine erneute Titelverteidigung bei den Deutschen Meisterschaften ist damit ausgeschlossen.

In die Erfolgsspur kam Dürr mit der Teilnahme am World Cup im portugiesischen Montemor-O-Vehlo. Ein Ort an dem die „Rheinschwester“ ihren bis dato größten Erfolg feierte, den Vize-Europameistertitel im C1 über 200 Meter in der U23-Altersklasse. Nun vier Jahre später sollte sich die Regatta-Strecke für die Diplom Bioingenieurin des KIT in einen „Goldfluss“ wandeln. Zusammen mit ihrer Zweierpartnerin Johanna Handrick (Leipzig) sicherte sich das deutsche Boot mit einem fulminanten Endspurt den World Cup Sieg vor den favorisierten Polinnen, bei starkem Wind und damit schwierigsten Bedingungen für ein Canadierboot, welches ohne Steuer gefahren wird.

Nach dem World Cup kam die Bitte der Marathon-Abteilung des Deutschen Kanu-Verbands an die 27-jährige, Deutschland bei den Marathon Europameisterschaften im spanischen Pontevedra zu vertreten. Die in der Kanuszene als exzellente Ausdauer- und Kraftspezialistin bekannte Dürr, holte in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Canadiertrainer Hennadyi Voroboyov und ihrem langjährigen Heimtrainer Ralf Straub nochmals alles aus sich heraus, um gut vorbereitet zur Europameisterschaft zu reisen. Cathrin Dürr sah sich zum ersten Mal in ihrem Leben vor der Aufgabe eine 19 Kilometer lange Strecke im Canadier zurück zu legen und zudem die im Kanu-Marathon berüchtigten Lauf-Portagen zu absolvieren.
Dürr legte fünf große Runden a 3,6 Kilometer sowie vier Lauf-Portagen und eine abschließende kleine Runde von einem Kilometer zurück. Bereits nach der ersten Runde hatte sie sich einen deutlichen Vorsprung vor den Verfolgerinnen, angeführt von der Französin Pauline Martin und der Spanierin Raquel Rodriguez verschafft, so dass sie den Ausstieg, die 200 Meter Laufstrecke und das wiedereinsetzen ins Wasser etwas kontrollierter angehen konnte. „Nach den Portagen weiterzupaddeln war immer richtig krass!“, gab die Karlsruherin offen zu. Am Ende siegte die Ausdauerspezialistin überlegen mit sechs Minuten Vorsprung vor dem restlichen Feld und sicherte sich damit ihren ersten Europameistertitel.

Überglücklich zog sie im Anschluss des Wettkampfs ein Resümee: „Es hat super viel Spaß gemacht und ich hätte nie gedacht, dass ich mit solch einem Abstand gewinnen würde. Das war eine echt gute Erfahrung zu sehen, zu welchen Leistungen der Körper fähig ist, auch wenn in der letzten Runde wirklich alles nur noch weh getan hat.“

Seit Anfang des Jahres plagten Dürr große Schmerzen im Becken, welche sie immer wieder in der Pforzheimer Arcus-Klinik und durch die Physiotherapeuten vom AZR behandeln lies, mit dem Wissen, dass voraussichtlich eine Operation anstehen würde. Bereits vor der EM hatte sie sich aufgrund der immer größer werdenden Schmerzen, gemeinsam mit den Trainern und Ärzten zu dem operativen Eingriff entschieden, die am Mittwoch nach der Marathon EM durchgeführt wurde.
Dies bedeutet allerdings, dass die erfolgreiche Saison vor dem nationalen Höhepunkt, den Deutschen Meisterschaft Ende August, beendet ist.

Heimtrainer Detlef Hofmann findet für seine Canadierspezialistin aufmunternde und anerkennende Worte: „Cathy hat sich mit den Erfolgen in diesem Jahr selbst beschenkt und sie hat gesehen zu was sie in der Lage ist. Nun hoffen wir, dass der Eingriff und die Rehabilitation gut verlaufen und ich verspreche mir nach der dann folgenden längeren Trainingspause vielleicht sogar den Effekt, dass man im technischen Bereich nochmals deutliche Fortschritte erzielen kann.“ Ab Tokio 2020 ist die Canadierdisziplin der Damen olympisch. Nach den Erfolgen in diesem Jahr will sich die 27-jährige dies als Fernziel auf alle Fälle offen halten. „Wenn es uns gelingt im Technikbereich die entscheidenden Akzente zu setzen ist Cathrin auf alle Fälle eine aussichtsreiche Kandidatin in Richtung Tokio. Es gibt in ganz Deutschland keine Sportlerin die im konditionellen Bereich sowie im Kraft – Last Verhältnis besser aufgestellt ist als sie“, so die Einschätzung des Erfolgscoachs.

AMR