DM-Team übertrifft Vorjahresmedaillenbilanz

 

 Die 96. Deutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport, auf der Olympia-Regattastrecke in München, waren an den Finaltagen geprägt von anhaltenden Regenschauern und Temperaturen um die 14 Grad. Das 40-köpfige Team der Rheinbrüder ließ sich deshalb aber nicht abhalten kräftig Medaillen zu sammeln. Insgesamt konnten 22 Athleten sechs Meistertitel, 14 Vizemeisterschaften und 20 Bronzemedaillen gewinnen. Damit lagen die Rheinbrüder sechs Medaillen über den Erfolgen des Vorjahres. 
Nicola Höninger war erfolgreichster Kanute der Rheinbrüder ©AMR

Die meisten Titel für die Karlsruher Kanuten erkämpfte der 14-jährige Nicola Höninger in der Schülerklasse A. Er gewann den Kanumehrkampf – hier müssen die Schüler neben eines 100m Sprints und eines 1.000 Meterwettkampfs auf dem Wasser, außerdem an Land ihre Athletik in Lauftest und Geschicklichkeitsübungen unter Beweis stellen. Höninger siegte ebenfalls im Einerkajak über 500 und 2.000 Meter und erkämpfte sich mit seinem baden-württembergischen Team im Viererkajak über die 500 Meter den dritten Platz hinter den starken Booten aus Berlin und Dresden. Damit ist er mit der erfolgreichste „Rheinbruder“ der Meisterschaften 2017.

Gesine Ragwitz siegte im Kanumehrkampf Foto: ©AMR

Das weibliche Pendant war in der Schülerinnen-Klasse Gesine Ragwitz. Auch sie gewann den Kanumehrkampf in ihrer Altersklasse und erpaddelte zusammen mit ihrer Mannheimer Zweierpartnerin Lucienne Gola über die 500 Meter die Vizemeisterschaft. Dieses Duo war es dann auch, die zusammen mit den beiden Rheinbrüdermädels Angelina Klassen und Xenia Vorobyova über die klassische 500 Meter Distanz im Viererkajak Platz zwei erringen konnten. Die Medaillenbeute in der Schüler A Klasse mit 4 x Gold, 3 x Silber und 3 x Bronze komplettierte Sten Groneberg mit einer Silbermedaille im Viererkajak über 2.000 Meter gemeinsam mit seinen Kameraden aus Mannheim und Wehr am Hochrhein. Die 13- jährige Gabriella Jost konnte sich auch ohne Medaillen auf ihrer ersten Deutschen Meisterschaft mit Platz sechs im Mehrkampf sowie Platz vier im K4 über 2000m zusammen mit Klassen/Wacker(Mannheim)/Rübel (Koblenz) sehr gut präsentieren.

In der Jugendklasse mussten sich die Canadierfahrerinnen Maya Miller und Lisa Neureuther im Zweier über die 500 Meter lediglich dem starken Boot aus Potsdam geschlagen geben. Ebenfalls einen hervorragenden zweiten Rang belegte die EOF Teilnehmerin Miller im C1 über die 500 Meter. Im Einercanadier über die Sprintdistanz waren beide Karlsruherinnen im Finale vertreten und dabei belegte Miller Rang 5 und Neureuther Platz 8.

Tim Bechtold landete den größten Überraschungserfolg Foto ©AMR

Einen phänomenalen Einstand in die Jugendklasse hatte das Canadiertalent Tim Bechtold. Bereits mit Platz 5 machte er im C1 über 500 und 1000m auf sich aufmerksam, aber als er dann Nationalfahrer Timo Schröder aus Wuppertal im Langstrecken C1 mit einem fulminanten Finish bezwang, sorgte er für die größte Überraschung im Rheinbrüderteam und sicherte sich seinen ersten Deutschen Meistertitel.

Die 16-jährige Jugendfahrerin Pauline Zetzmann musste sich im Einerkajak über die 1.000 und 5.000 Meter lediglich Wiebke Glamm aus Neubrandeburg und Vanessa Bülow aus Hamm geschlagen geben und belegte zwei starke dritte Plätze. Platz vier nur hauchdünn um 4 Hunderstel geschlagen gab es zusammen mit ihrer Vereinskameradin Alisa Gashi im Zweierkajak über die 200m Sprintstrecke. Beide trösteten sich aber mit der Einladung zu den Olympic Hope Games und somit ihrem ersten Nationalmannschaftseinsatz.

Ihre erste Medaille auf einer Deutschen Meisterschaft gewann Luisa Weber mit ihrer Mannheimer Zweierpartnerin Sabrina Schnell hinter den Booten aus NRW und Bayern im Zweierkajak über die Langstrecke. Mit Rang vier schrammte der Viererkajak der weiblichen Jugend über 500m mit der Besetzung: Zetzmann/Gashi/Weber sowie der Heilbronnerin Marschall ebenso wie der K2 über 5000 Meter mit Victoria Ungemach und Sophia Weber knapp an den Medaillenrängen vorbei. Besonders gut setze sich auch die männliche Jugend in den Finalrennen in Szene. Adrian Ragwitz, Miko Herrmann und Ferdinand Dittmar belegten im Viererkajak über die 5000 Meter zusammen mit dem Koblenzer David Möntenich den unglücklichen vierten Rang und Ragwitz/Dittmar mit Möntenich/Lobitz Platz fünf über 500 Meter.

Gleich fünfmal glänzten die Junioren der Rheinbrüder Karlsruhe silbern: Sophie Speck mit ihrer Silbermedaille im Einercanadierrennen über die 200 Meter hinter ihrer Nationalmannschaftskollegin Celina Sandau, der Karlsruher Zweierkajak mit Katinka Hofmann und Verena Schmidt über die 500 Meter sowie die Viererkajaks über 200 und 500 Meter mit Schmidt und Hofmann zusammen mit der Mannheimerin Casandra Jhonson und der Heilbronnerin Greta Köszeghy. In extrem spannenden Rennen mussten sich die Karlsruher Mädels der exzellenten Konkurrenz aus Nordrhein-Westfalen teilweise nur um Millimeter geschlagen geben.
Das fünfte Junioren Silber des Wettkampfes und ebenfalls seine erste Medaille auf Deutschen Meisterschaften packte dann noch Alexej Karle zusammen mit seinem Partner Lukas Erbe aus Heilbronn im K2 über die 5000 Meter Langstrecke, nach einem spannenden Rennen mit Kenterungen und mehreren Führungswechseln, auf das Konto der Rheinbrüder. Die Viererkajaks über 1000 und 200 Meter, bei den Herren Junioren mit Ken Pfeiffer sowie Tomislav Jost (200m) und Alexej Karle (1000m), schrammten jeweils nur knapp mit Rang vier an den Medaillen vorbei.
Drei Bronzemedaillen fischten die Karlsruher Juniorinnen und Junioren aus der Olympiaregattastrecke von 1972 in München. Hervorzuheben ist hier die Einermedaille von Verena Schmidt über den Kilometer, die sich vor ihrer ebenfalls stark paddelten Vereinskameradin Clarissa Eichhöfer auf Rang vier, die Bronzeplakette sicherte. Einen weiteren dritten Rang gab es im K2 über die 200 Metersprintstrecke, indem der Bronzemedaillengewinner der JEM Ken Pfeiffer, zusammen mit seinem Mannheim Teamkameraden Dominik Greguric hinter NRW und Potsdam die Ziellinie überquerte. Hinter der Konkurrenz aus Potsdam und Leipzig belegte Sophie Speck zusammen mit der Jugendfahrerin Maya Miller den dritten Platz im C2 über die olympische 500 Meter Distanz.

Einem absoluten Überraschungserfolg gelang dem Neu-Karlsruher Simon Krautloher: Im Einercanadier über 1.000 Meter musste er sich lediglich den frisch gebackenen Weltmeistern Conrad Scheibner (C4 1.000m) und im „Zielschnapper“ mit zwei Zehntel Yul Oeltze (C2 1.000m) geschlagen geben. „Wir wussten, dass Simon einen Sprung gemacht hat, dass er allerdings so weit vorne mitmischt, davon konnten wir nicht ausgehen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass nach der WM natürlich nicht alle Leistungsträger insbesondere Weltmeister Sebastian Brendel am Start waren. “ So der überraschte Cheftrainer der Rheinbrüder Karlsruhe, Detlef Hofmann.
Dieser konnte zuvor schon seine Begeisterung kaum zurück halten als sein Schützling Saeid Fazloula über die 500 Meter hinter dem Einerkajak Weltmeister Tom Liebscher (Dresden) und dem K4 WM-Bronzemedaillengewinner Lukas Reuschenbach (Oberhausen), aber vor Ex-Weltmeister Paul Mittelstedt und Olympiasieger Max Hoff als Dritter ins Ziel kam. Mit Felix Frank hatten die Rheinbrüder einen weiteren Finalteilnehmer in diesem Rennen, der sich mit Rang sechs ebenfalls hervorragend platzierte. Die beiden Rheinbrüder waren es dann auch, die zusammen mit dem Neckarsulmer Felix Landes und dem Mannheimer Weltmeister Max Lemke im „BW-Vierer“, lediglich durch das, mit Nationalfahrern gespickte Potsdamer Boot um Weltmeister Ronald Rauhe, auf den Silberrang im Viererkajak über 200 Meter sprinteten. Eine weitere Bronzemedaille gab es für dieses Quartett über die klassische 1000 Meter Distanz sowie für den Sprintzweier mit Lemke/Frank. In einem packenden 5000 Meter Langstreckenrennen erkämpften sich das reine Karlsruher Boot mit Nico Paufler und Saeid Fazloula nach einer Führungsarbeit von dreiviertel der Strecke den sehr guten dritten Rang.

Sarah Brüßler sammelt bei der LK am meisten Medaillen und den Titel auf der Langstrecke Foto ©AMR

Für einen wahren Medaillenregen sorgten die Leistungsklassefahrerinnen. Erfolgreichste Kanutin hierbei war die U23 Vizeweltmeisterin Sarah Brüßler, die im Einerkajak über die 5.000 Meter ihren ersten Deutschen Meistertitel im K1 vor ihrer Nationalmannschaftskameradin Caroline Arft (Essen) und der Karlsruher Ausdauerspezialistin Isabel Friedt auf dem Bronzerang, erpaddelte. Brüßler mischte aber auf allen Strecken mit, wenn es um die Medaillenvergabe ging. Über die 500 Meter war es jeweils Platz 3. im K1 hinter der Ex Karlsruherin und Vizeweltmeisterin Sabrina Hering (Hannover) sowie Jasmin Fritz (Magedburg) und im K2 zusammen mit „Rheinschwester“ Carola Schmidt hinter Dietze/Kriegerstein (Sachsen) und Magdeburg. Brüßler/Schmidt waren es dann auch, die im Karlsruher Viererkajak zusammen mit Xenia Jost und Isabel Friedt eine weitere Vizemeisterschaft nach Karlsruhe holten. Eine völlig überraschende Silbermedaille hinter den übermächtigen Mädels aus Leipzig/Dresden gab es im K2 über 200 Meter für die Kombination Brüßler/Jost. Bei den Kajak-Damen komplettierte Isabel Friedt in einem couragierten Rennen mit Rang drei über 1.000 Meter das sehr gute Abschneiden des gesamten Teams.
Im Viererkajak über 200 Meter starteten die starken Juniorinnen Katinka Hofmann und Verena Schmidt zusammen mit Jhonson und Köszeghy schon einmal bei der Leistungsklasse und wollten ein wenig Luft bei den „Großen“ schnuppern. Mit der Bronzemedaille in diesem hervorragend besetzten Feld zeigten sie, was eventuell noch zu erwarten sein kann.
Canadierfahrerin Sophie Koch legte im Einercanadier über 200 Meter ebenfalls noch Bronze nach und gewann mit der Juniorin Sophie Speck, lediglich von den Potsdamer WM-Starterinnen Preller/Loske geschlagen, den Vizetitel bei der Leistungsklasse über die 500 Meter.
„40 Medaillen, das ist schon ein Wort, wir sind sehr zufrieden. Insbesondere freut es mich als Verantwortlichen, dass es uns wieder einmal gelungen ist in allen Altersklassen auf das Podium zu fahren. Dies ist bei weitem nicht selbstverständlich und hat mit sehr viel Disziplin und Arbeit zu tun. Unser Erfolgsmosaik aus den richtigen Sportlern, Trainer, Betreuern und Helfern sowie den unbedingt erforderlichen Sponsoren und Förderern hat wieder einmal gut funktioniert“, bilanzierte ein sichtlich zufriedener Detlef Hofmann.

AMR