Training in der Pandemie: Kraft- und Stabi-Übungen im Kinderzimmer

Im Interview schildern die beiden Rheinbrüder Nachwuchstrainer Maike Worch und Cedric Maas ihre Trainingserlebnisse in der Corona-Pandemie und wie sie den Kanunachwuchs auch ohne Präsenz trainieren können. Eines wird im Interview deutlich: ein Online-Training ist wirklich nur etwas für Ausnahmesituationen, denn im Sport kommt es nicht nur auf die Aktive sportliche Tätigkeit oder den Erfolg an, sondern auf die Interaktion innerhalb der Gruppe. Mit den Kindern vor Ort persönlich zu arbeiten, zu kommunizieren und zu sehen, wie es ihnen geht, das kann eine sterile digitale Welt nicht im gleichen Maße leisten. Deshalb freuen sich Maike und Cedric zusammen mit den anderen Nachwuchstrainern Jörg, Hartmut, Annika und Luisa, auch heute schon auf die Zeit, wenn alles wieder am Rheinhafen von Angesicht zu Angesicht stattfinden kann.

©privat mit Zustimmung

Wie schwierig ist das Training für euch, wenn ihr die Kids nicht direkt vor euch habt?
Es ist schon ein wenig ungewohnt. Die Kinder sind, anders als im Training vor Ort, deutlich ruhiger. Außerdem fällt es deutlich schwerer, die Kinder bei der Ausführung der Übungen zu korrigieren, da nicht immer der perfekte Kamerawinkel eingestellt ist und man zum Teil nur Ausschnitte sieht. Deshalb muss man zwangsläufig Übungen auswählen, die den Kindern bekannt sind, um möglichen Ausführungsfehlern vorzubeugen. Dennoch ist es echt schön, wenigstens virtuell zusammen zu trainieren.

Wie gehen die Kids mit der Situation um? -Und hörten bisher schon Kinder in der Pandemie-Zeit auf?
An sich gehen die Kinder mit der Situation gut um. Leider fällt es einigen Kindern jedoch nicht ganz so leicht wie gedacht, sodass sie lieber selbstständig zuhause Sport treiben, da ihnen der ganze Umgang mit den neuen Medien doch sehr schwer fällt. Im Fokus steht für ins nicht nur der sportliche Aspekt. Uns ist es einfach sehr wichtig über das Online-Training den Kontakt zu den Kindern zu halten und das klappt bisher sehr gut, sodass wir noch keine Kinder „verloren“ haben. Das nicht immer die gesamte Gruppe zu einem Online-Training anwesend sein kann, ist auch klar. Wir sind aber mit den Kindern sehr zufrieden und freuen uns darüber, dass Sie versuchen das Training so gut es geht, mit vollem Einsatz zu absolvieren.

Wie organisiert ihr die Online-Trainingseinheiten?
Jeden Sonntag erhalten die Kinder eine Email von uns. Darin sind die regelmäßigen Trainingszeiten (mittwochs und samstags) sowie weitere Wochenaufgaben enthalten. Zusätzlich zum gemeinsamen Online-Training bekommen die Kinder z.B. jede Woche eine Laufaufgabe (Lauf-ABC, Dauerlauf, …), die sie selbstständig zuhause durchführen dürfen. 

Haben alle Kinder zu Hause ein Gerät mit dem sie mitmachen können und genug Platz in der Wohnung?
Wir haben bisher nichts Gegenteiliges gehört. Mittlerweile können auch alle Kinder mit einer Kamera mitmachen, das war anfangs noch nicht so. Auf diese Weise können wir uns wenigstens auch mal sehen. Die meisten Kinder trainieren im Kinderzimmer oder im Wohnzimmer, da kann es auch mal passieren, dass ein kleines Geschwisterkind oder der Familienhund durchs Bild huschen. Teilweise werden auch vor Trainingsbeginn die Spielsachen zur Seite geräumt, sodass genug Platz zum trainieren ist.

Wie muss man sich so eine Trainingseinheit vorstellen?
15 Minuten vor Trainingsbeginn erhalten die Kinder per Mail einen Link zu unserem Zoom-Meeting. Dann beginnt die Zeit des Einloggens. Nach und nach schalten sich mehr Kinder zu und wir nutzen die Wartezeit und tauschen uns beispielsweise über die anderen Wochenaufgaben aus. Dann beginnen wir mit dem Training. Die Einheiten ähneln denen die sie aus dem Bootshaus kennen, sodass die Kinder bekannte Übungen ausführen können. Das Erklären und Vorführen vor der Kamera ist doch etwas anspruchsvoller als wenn man sie persönlich vor sich hat. Eine Schwierigkeit ist, dass wir uns Übungen ohne Hilfsmittel oder mit improvisierten Hilfsmitteln ausdenken müssen (so muss z.B. eine Wasserflasche als Kurzhantel herhalten). Am Ende geben uns die Kinder ein kurzes Feedback zur Trainingseinheit, denn diese Umstände sind auch für uns neu und wir können noch ein paar Dinge optimieren 😉

Nehmt ihr euch auch Zeit, um mit den Kids so zu quatschen?
Wir versuchen vor allem am Anfang in der Wartezeit oder auch am Ende der Einheit mit den Kindern zu reden. Allerdings mussten wir feststellen, dass die Kinder online deutlich ruhiger und schüchterner sind als wenn sie vor Dir stehen. Und das sogar bei den Kindern, die eigentlich nicht zu Ruhe und Schüchternheit neigen. Wir stellen Ihnen beispielsweise Fragen zur Schule. Dann darf jeder Teilnehmer einmal erzählen wie es ihm/ihr geht, und wie er/sie in der Schule voran kommt. Wichtig ist uns natürlich auch, wie es den Kindern zuhause geht, da jegliche Freizeitaktivitäten eingeschränkt sind, und ihnen auch ein wenig der soziale Kontakt mit anderen fehlt. 

Wie seht ihr die Pandemie sportlich? Ist es ein großer Nachteil, oder kommt ihr gerade in den Wintermonaten mit dieser Art von Training genauso weit?
Da wir mit den Kindern im Winter sowieso nie paddeln gehen und ausschließlich an Land trainieren, ist es nicht ganz so dramatisch, dass wir nicht im Verein trainieren können. Allerdings fehlt der soziale Kontakt und Austausch zwischen den Kindern schon enorm. Gerade im Winter spielen wir auch sehr viel gemeinsam in der Turnhalle, was wiederum die Koordination und Schnelligkeit fördert, das fällt natürlich komplett weg. Es wäre für uns alle viel schöner, wenn wir gemeinsam trainieren könnten, aber wir sind froh, dass es zumindest die Möglichkeiten des Online-Trainings gibt. Wir versuchen deshalb, das Beste daraus zu machen, und freuen uns schon riesig darauf, wenn wir bald endlich wieder mit den Kindern zusammen an einem Ort trainieren und miteinander lachen können.

Und was sagen eigentlich die Kids dazu? Ein paar Mutige haben sich zu Wort gemeldet:

Lars Neumann:
Ich finde es schade, dass wir nur online trainieren können, weil ich dann alleine in meinem Zimmer bin und mich ein wenig eingesperrt fühle. Der Kontakt zu den anderen Kindern fehlt mir.

Nils Böhm: Der Kontakt zu den anderen fehlt. Man kann sich schlecht unterhalten und jeder muss für sich alleine trainieren. Aber immerhin können wir was machen.

Marta Löschner: Ich finde es blöd, aber hier kann wenigstens meine kleine Schwester mittrainieren, die eigentlich noch zu klein ist. Das macht Spaß.

Danke an Maike und Cedric! Und natürlich danke an Lars, Nils und Marta!