Medaillen für Brucker und Grosser bei Junioren Europameisterschaften

Ein siebenköpfiges Team der Rheinbrüder Karlsruhe startete bei den Junioren und U23 Europameisterschaften im serbischen Belgrad. Medaillendekoriert kehrten Juniorin Jette Brucker und ihr Mannschaftskamerad Paul Grosser nach Karlsruhe zurück. Aber auch für Junioren-Starterin Pia Zocher sowie die Karlsruhe U23-Nationalfahrer/innen Katinka Hofmann, Gesine Ragwitz, Tim Bechtold und Jochen Wiehn stande am Ende herausragende Finalplatzierungen zu Buche.  

Team der Rheinbrüder bei den Junioren und U23 Europameisterschaften von links: Gesine Ragwitz, Jochen Wiehn, Jette Brucker, Paul Grosser, Pia Zocher, Tim Bechtold und Katinka Hofmann ©MaT


Bereits im letzten Jahr wurde Jette Brucker, damals noch als Jugendfahrerin bei den Junioren- Europameisterschaften zweite. Aus der damaligen Besetzung blieb jedoch nur Brucker übrig. Gemeinsam mit ihren neuen Teamkolleginnen Luca Marie Westphal (Berlin), Carolin Heuser (Oberhausen) und Isabel Bautista-Baroso (Hannover) hatte sie im Vorfeld nur knapp eine Woche Zeit, um den Viererkajak einzufahren. Im Vorlauf präsentierte sich das deutsche Quartett jedoch schon stark und zeigte mit einem Sieg und der direkten Qualifikation für das Finale, dass mit ihnen zu rechnen sein wird. Das Finale fuhr die Crew dann jedoch nicht ganz nach den Taktikvorgaben ihres Trainers. „Wir sind nach dem Start zu lange zu hochfrequent gefahren, aber es hat trotzdem funktioniert“, grinst die 16-jährige Karlsruherin direkt nach dem Rennen. Während des Wettkampfs gab sie zu, ein bisschen nach rechts und links geschaut zu haben, „aber ich habe nur gesehen, dass wir mit vorne dabei sind“. Umso glücklicher war das Team im Ziel und vor allem nach der Siegerehrung. „Vize-Europameisterin zu sein ist ein schönes Gefühl“, strahlte Jette Brucker nach der Siegerehrung. 

Ein ähnlich breites Lächeln war auch bei Teamkollege Paul Grosser permanent nach der Zieleinfahrt zu sehen. Der junge Rheinbruder wechselte vom 1.000 Meter Zweier im Vorjahr, nun ins Großboot den Viererkajak über 500 Meter. Aufgrund einer Erkrankung konnte die Crew im Finale nicht in der eigentlichen Besetzung an den Start gehen aber durften einen Ersatzmann einsetzen. Gemeinsam mit Julius Geisen, Max Kopaczewski (beide Berlin) und Maximilian Götzl (Cottbus) erwischte Grosser im Kampf um die Medaillen einen super Start. „Das habe ich aus dem Augenwinkel gesehen und das hat mich dann schon ein bisschen beruhigt“, gab der Otto-Hahn Gymnasiast zu. Das Quartett lag die ersten 350 Meter sogar mit an der Spitze des Feldes, konnte die Geschwindigkeit aber nicht bis ins Ziel retten. „Das war klar, dass unser erstes gemeinsames Rennen nicht gleich perfekt wird. Wenn du so noch nie zusammen gefahren bist, dann bist du am Ende nicht so gut abgestimmt, dass dann alle nochmals hochziehen können. Aber jetzt wissen wir, woran wir bis zur WM und dann hoffentlich in Bestbesetzung arbeiten können.“, zog der 18-Jährige eine zufriedene Bilanz über WM-Bronze. 

Für Katinka Hofmann war es schon ein großer Erfolg bei der U23 EM dabei sein zu können. Corona machte eine Teilnahme an den Qualifikationsregatten im April und Mai unmöglich. Doch der Deutsche Kanu-Verband gab der 23-Jährigen die Chance bis zum Vorbereitungstrainingslager der U23 EM fit zu werden. Dort bestach sie durch ihren Leistungsnachweis und bekam in Folge sogar den Start im Einerkajak über 500 Meter zugewiesen. In ihrem ersten Rennen 2022 glänzte die Karlsruherin mit einem Wimpernschlag-Vorlaufsieg. Mit einem Hundertstel verwies sie die Dänin auf Rang zwei und sparte sich damit das Semifinale. Doch die schnellen Zeiten der anderen Fahrerinnen setzten der Rheinschwester zu: „Ich dachte gestern noch, ja, die Teilnahme im Finale ist ja auch ein Erfolg, aber wahrscheinlich werde ich Letzte.“ Zum Glück konnte sie diesen Gedanken über Nacht abschütteln und ging hochmotiviert in das Finale, das sie mit einem sehr guten Rennen und Rang sechs abschließen konnte. 

Die gleiche Platzierung errang sie knapp eine Stunde davor gemeinsam mit ihrer Karlsruher Teamkollegin Gesine Ragwitz, sowie Josefine Landt (Magdeburg) und Wiebke Glamm (Neubrandenburg) im Viererkajak über 500 Meter. Schaut man nur auf die Erfolge der letzten Jahre so war dies ein wenig ernüchternd. Die beiden Karlsruherinnen sehen für die kommende U23 Weltmeisterschaft aber durchaus Luft nach oben. Schlagfrau Hofmann meinte: „Wir konnten im Vorfeld den Vierer kaum einfahren. Da hat man schon das Gefühl, dass wir hier mit jeder Einheit noch was verbessern können.“ Ähnlich sah dies auch Ragwitz die wie Hofmann noch einen zweiten Start zugesprochen bekam. Im Einerkajak über 200 Meter musste sie sich über das Semifinale ins Finale kämpfen. Dort belegte die 18-Jährige in ihrem ersten Jahr in der U23 den neunten Rang und dies, obwohl sie ihren Fokus 2022 auf ihr Abitur gelegt hat. 

Ebenfalls zufrieden mit seiner Finalteilnahme über 500 Meter war Canadierfahrer Tim Bechtold. Gemeinsam mit David Bauschke (Bochum) erarbeitet er sich den achten Rang. „Wir haben heute das abgerufen was wir können. Nun kennen wir definitiv unsere Defizite und wollen daran die kommenden Wochen gemeinsam arbeiten.“, stellte der Knielinger nach dem Rennen fest. Am Vortag kämpfte das Duo über die 1.000 Meter mit den Wellen des zweitplatzierten Bootes aus Polen. „So hatten wir uns das Ganze nicht vorgestellt.“, meinte Bechtold sichtlich ratlos nach dem Finale, welches sie als Sechste beendeten. Man spürte dem ehrgeizigen Canadierfahrer nach dem Rennen an, dass sie sich mehr vorgenommen hatten. 

Junioren-EM Neuling Pia Zocher zeigte bei ihrem ersten Finale im Einerkajak auf internationaler Bühne ein ordentliches Rennen, war aber dennoch nicht ganz zufrieden. „Ich fand das Rennen nicht so gut, denn ich bin einfach viel zu niedrig mit der Schlagfrequenz gefahren.“, erläutert die 16-jährige Karlsruherin nüchtern. Nichtsdestotrotz zieht sie eine positive Bilanz, es in der Juniorinnen-Konkurrenz über 1.000 Meter ins A-Finale geschafft zu haben. Wohlmerklich als eine der jüngsten im Feld. 

International bereits etwas erfahrener, aber nach zwei Jahren ohne Wettkämpfe auf kontinentalem Spitzenniveau auch mit Anlaufschwierigkeiten, präsentierte sich Jochen Wiehn im Zweierkajak mit Noah Kathlow aus Berlin. Nachdem der Vorlauf im 1.000-Meter Zweierkajak bei der U23 so gar nicht nach ihrem Geschmack verlief, freuten sie sich über einen sehr deutlich herausgefahrenen Semifinalsieg. Ihr eigentlicher Plan erneut ein solches Rennen im Finale abzuliefern, ging nicht ganz auf. „Das Rennen an sich war eigentlich ganz okay aber eben nicht super. Uns hat über die Strecke die Schnelligkeit gefehlt und leider konnte die Konkurrenz unseren Endspurt kontern.“, zog der Junioren-Weltmeister von 2019 sein Fazit über Rang acht am Ende. Ob die Leistung gereicht hat, um von den Bundestrainern für die U23-WM Ende August in Szeged nominiert zu werden? „Das muss ich nun abwarten“, kommentierte der 20-Jährige seine Situation abgeklärt.  

Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann zog ein durchweg positives Fazit und ist zufrieden mit dem Abschneiden seiner Schützlinge: „Unter diesen Voraussetzung sowie bei der holprigen Vorbereitung war es ein sehr starkes Ergebnis. Insbesondere wenn man bedenkt, dass es für fast alle in der U23 der erste richtige Wettkampf in den jeweiligen Mannschaftsbooten war.“  Den Junioren und U23 Weltmeisterschaften sieht Hofmann gelassen gegenüber und gibt zu bedenken: „Unsere Jahresplanung ist darauf ausgerichtet zum Saisonhöhepunkt fit zu sein. Jetzt haben die Sportler/innen noch Zeit, um an ihrer individuellen Leistungsstärke zu arbeiten und dann die Boote Richtung WM einzufahren.“ MaT