Am Karfreitag und Ostersamstag findet auf der Duisburger Wedau die erste nationale Olympia Qualifikation im Kanu-Rennsport statt. Eigentlich eine Routine-Aufgabe für den Deutschen Kanu-Verband (DKV). Doch nachdem die Olympische Spiele 2020 aufgrund der Pandemie verschoben wurden, es fast keine Wettkämpfe gab und die Welt noch immer mit Covid-19 kämpft, wird es in diesem Jahr ein besonderer Wettkampf werden – und zwar nicht nur weil es um die Olympiatickets geht.
Von den Rheinbrüder Karlsruhe werden die Olympiahoffnungen: Lina Bielicke, Sarah Brüßler und Sophie Koch an den Start gehen. Außerdem will sich das Karlsruher U23-Team mit Jan und Tim Bechtold, Katinka Hofmann, Xenia Jost und Jochen Wiehn in Stellung bringen, auch wenn gerade der Internationale Kanuverband (ICF) die U23 Weltmeisterschaften von Juni auf Anfang September verschoben hat.
Eine ganz besondere Situation wird es für Saeid Fazloula sein. Nach jahrelangem Tauziehen um die Anerkennung seines Flüchtlingsstatus mit der ICF, wurde er erst jüngst vom IOC in das Stipendiatsprogramm für Geflüchtete aufgenommen und hat so alle Chancen sich sportlich für Olympia zu qualifizieren. Für ihn wird es in Duisburg primär darum gehen Wettkampfpraxis zu erhalten. Was im Feld der deutschen Rennsportkanuten eher einer internationalen Meisterschaft gleicht, denn die Meldeliste ist gespickt von Welt- und Europameistern sowie mehrfachen Olympiasiegern.
Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann ist dieser Tage wie immer unmittelbar vor der ersten Qualifikation optimistisch angespannt: „Die Trainer/innen hier am Stützpunkt haben sehr gute Arbeit geleistet. Das Team ist trotz den widrigen Bedingungen sehr gut vorbereitet. Jetzt müssen einfach alle ihre Leistung abrufen!“ Doch auch dem Olympiasieger von 1996 merkt man langsam die Strapazen der letzten zwölf Monate an. Ständig mussten die Hygienekonzepte am Rheinhafen angepasst werden, ständig wurden Trainingslager und Wettkämpfe gecancelt oder komplett gestrichen und immer wieder wird die Rückkehr zum Normalbetrieb verschoben. „Das ist schon eine verrückte und nervige Zeit, durch die wir alle durchmüssen. Aber blickt man auf viele Teile der Bevölkerung, haben wir es noch sehr gut getroffen. Wir sind sehr dankbar, dass wir privilegiert sind und mit den Bundes- und Landeskadern den Sport weiter ausüben dürfen und wissen das auch zu schätzen.“ Damit spielt Hofmann darauf an, dass sein Trainerstab und er zu jederzeit während der Pandemie darum gekämpft haben, dass zumindest die international erfolgreichen Kanuten weiter trainieren konnten. Dies sieht er nun auch als kleinen Vorteil. „Wir haben nun ein Jahr erlebt, in dem es kaum Wettkämpfe gab. Das hat uns auch Zeit gegeben an Dingen zu arbeiten, für die wir im allgemeinen Wettkampfmodus einer Saison nicht so die Gelegenheit gehabt haben.“
Für Sarah Brüßler gilt das definitiv: „Ich denke schon, dass ich mich nochmals verbessern konnte. Aber ein Jahr ohne richtige Wettkämpfe ist schon schwer. Ich hoffe, dass ich da am Wochenende direkt wieder in meine Rennstruktur finde.“
Ähnlich geht es auch Xenia Jost die sich gut vorbereitet fühlt aber bei der es so langsam mit der Nervosität losgeht. „Ich werde langsam aufgeregter, aber ich freue mich auch darauf, weil ich mich gut fühle.“
Saeid Fazloula freut sich auf den Vergleich mit den deutschen Olympia-Aspiranten. „Die Deutsche Meisterschaft im letzten Jahr war schon ganz gut, aber jetzt will ich zeigen, dass ich für Olympia wirklich alles gebe.“
Die zweite nationale Qualifikation findet vom 16.-18. April ebenfalls in Duisburg statt. Danach wird der Trainerrat das vorläufige Olympiateam benennen. Das Team wird knapp doppelt so viele Athleten umfassen wie am Ende in Tokio startberechtigt sein werden. Beim World Cup in Szeged wird es darum gehen, als bestes deutsches Boot abzuschneiden, um das Ticket für die Olympischen Spiele zu lösen bzw. bei den Damen im Zweierkajak und Einercanadier noch den entscheidenden Quotenplatz für Deutschland zu ergattern. MaT